
Als Unternehmer in der Medienbranche weiß ich: Flexibilität ist nicht nur ein Vorteil – sie ist überlebenswichtig. Neue Technologien, verändertes Nutzerverhalten, ständiger Wandel – wer hier nicht schnell reagieren kann, ist morgen schon von gestern. Doch genau diese Notwendigkeit zur Veränderung macht der rigide deutsche Kündigungsschutz fast unmöglich.
Die aktuellen Regelungen stammen aus einer Zeit, in der lebenslange Festanstellungen die Norm waren und Veränderung als Risiko galt – nicht als Chance. Für viele kleine und mittelständische Unternehmen bedeutet das: Wir sind gezwungen, Entscheidungen zu vermeiden, die eigentlich nötig wären. Wir können nicht schnell genug auf Veränderungen reagieren, keine Teams agil umbauen, keine Experimente wagen, ohne gleich enorme rechtliche und finanzielle Risiken einzugehen.
Das Ergebnis? Innovationsbremse.
Und das in einer Zeit, in der sich der Arbeitsmarkt längst gedreht hat. Wir haben Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel – einen echten Arbeitnehmermarkt. Gute Leute haben oft schon das nächste Jobangebot in der Tasche, bevor sie überhaupt kündigen. In dieser Realität wirkt der Kündigungsschutz wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten: Wofür braucht man noch starre Schutzmechanismen, wenn der nächste Job oft nur einen Anruf entfernt ist?
Dabei gilt der Kündigungsschutz ausschließlich für Arbeitnehmer – nicht für Arbeitgeber. Wenn ein Mitarbeiter kurzfristig geht, hinterlässt er nicht selten eine Lücke, die schwierig zu schließen ist. Umgekehrt sind Arbeitgeber an lange Kündigungsfristen gebunden, insbesondere bei langjähriger Betriebszugehörigkeit – unabhängig davon, wie dynamisch sich das Umfeld verändert oder welche unternehmerischen Entscheidungen eigentlich nötig wären. Wer schützt hier die Arbeitgeber?
Dabei geht es nicht darum, Menschen schutzlos zu entlassen – im Gegenteil. Aber andere Länder machen es vor: Dänemark etwa setzt auf das Prinzip „Flexicurity“ – hohe Flexibilität für Arbeitgeber bei gleichzeitig starkem sozialen Netz für Arbeitnehmer. Das schafft Beweglichkeit auf dem Arbeitsmarkt und gibt trotzdem Sicherheit. Warum gelingt uns das in Deutschland nicht?
Gerade jetzt stehen wir Unternehmerinnen und Unternehmer in der Verantwortung, gute Arbeitsplätze zu schaffen – aber wir brauchen dafür auch die Freiheit, unsere Unternehmen zu führen, zu gestalten, weiterzuentwickeln – schnell zu verändern. Stattdessen blockieren veraltete Gesetze und schwerfällige Strukturen genau diese Freiheit.
Es ist Zeit, den Kündigungsschutz neu zu denken. Für eine moderne Arbeitswelt, die Wandel nicht fürchtet, sondern fördert. Für mehr Dynamik in der Wirtschaft, für mehr Chancen und Perspektiven für Mitarbeiter und Unternehmen gleichermaßen. Und für eine Politik, die den Mut hat, verkrustete Systeme aufzubrechen.
Wollen wir wirklich, dass gute Ideen an alten Gesetzen scheitern?